Der Freistaat Sachsen
Ereignisse 1918–1933

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1918

26.10. Regierungsumbildung; neuer Ministerpräsident wird Rudolf Heinze (NL).
06.11. Bildung des ersten Soldatenrates Sachsens in Großenhain.
08.11. Ausbruch der Revolution in Leipzig, Chemnitz, Dresden und anderen Orten; Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten.
   Letzte Sitzung der Ständeversammlung.
13.11. Konstituierung des Zentralen Arbeiter- und Soldatenrates für Sachsen in Dresden.
   Der sächsische König dankt ab.
14.11. Konstituierung des »Rates der Volksbeauftragten« unter Führung von Richard Lipinski (USPD) aus jeweils drei SPD- und USPD-Vertretern, der am folgenden Tag die königlich-sächsische Regierung ablöst.
27.12. Die Landesversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte beschließt allgemeine Wahlen zur Volkskammer am 2.2.19 nach dem Verhältniswahlrecht.

1919

Jan. Unruhen in Leipzig führen zu Todesopfern und Verletzten.
16.01. Die USPD-Vertreter verlassen den Arbeiter- und Soldatenrat.
22.01. Bildung einer reinen SPD-Regierung unter Georg Gradnauer.
02.02. Bei den Wahlen zur Volkskammer wird die SPD stärkste Partei, die Linke erreicht 57,9 %.
25.02. Zusammentritt der Volkskammer.
28.02. Die Volkskammer verabschiedet das »vorläufige Grundgesetz für den Freistaat Sachsen« gegen die Stimmen von USPD und DNVP.
14.03. Wahl Georg Gradnauers (SPD) zum Ministerpräsidenten, der eine Minderheitsregierung bildet.
19.03. Ende des Mitteldeutschen Generalstreiks, der sich seit Ende Februar vom Raum Halle-Merseburg aus auch auf Teile Sachsens ausgedehnt hatte. Dem Streik schlossen sich, mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe, die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter an. Sie forderten unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe.
12.04. Kriegsminister Gustav Neuring wird in Dresden von Demonstranten gelyncht; am folgenden Tag wird der Belagerungszustand ausgerufen.
Mai Formierung von Einwohnerwehren.
11.05. 20.000 Soldaten unter General Maercker ziehen in Leipzig ein und verhängen das Standrecht.
10.06. In der »Weimarer Vereinbarung« verzichten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden auf militärische Reservatrechte.
08.08. »Chemnitzer Blutbad«: das brutale Vorgehen der Armee gegen demonstrierende Arbeiter fordert 50 Tote und 80 Verletzte.
06.10. Gradnauer bildet eine SPD/DDP-Koalition.

1920

Jan. Ausrufung des Kriegszustandes durch General Maercker.
01.02. Dresden wird an das Flugnetz nach Berlin angeschlossen.
13.–
20.03.
Im Zuge des Kapp-Lüttwitz-Putsches weicht ein Teil der verfassungsmäßigen Reichsregierung und die Nationalversammlung nach Dresden aus, reist aber wegen der unsicheren Haltung General Maerckers noch am 13. nach Stuttgart weiter. Bis zum 19. sind vor allem in Leipzig und Dresden bei Auseinandersetzungen zwischen Reichswehr, Zeitfreiwilligen und streikenden Arbeitern zahlreiche Tote und Verletzte zu beklagen.
Mär./
Apr.
Max Hölzs Versuch, mit seiner Roten Garde in der Gegend von Falkenstein eine sozialistische Gesellschaftsordnung aufzubauen, wird von der Reichswehr mit aller Härte unterdrückt.
22.04. Rücktritt von Ministerpräsident Gradnauer und Innenminister Uhlig (beide SPD).
04.05. Wilhelm Buck (SPD) wird zum Ministerpräsidenten gewählt und bildet eine SPD/DDP-Regierung.
12.05. Aufhebung des Belagerungszustandes über Südwestsachsen.
21.06. Auflösung aller Arbeiterräte durch die sächsische Landesregierung.
26.10. Die Volkskammer verabschiedet einstimmig (!) die Verfassung, die am 1.11. in Kraft tritt.
28.10. Die Volkskammer löst sich auf.
04.11. Durch Reichsgerichtsurteil muss entgegen der Bestimmung des »Übergangsgesetzes für das Volksschulwesen« vom Juli 19 der Religionsunterricht wieder eingeführt werden.
14.11. Bei den Landtagswahlen müssen SPD und DDP starke Verluste hinnehmen; Gewinner sind DVP, DNVP und KPD.
09.12. Wilhelm Buck (SPD) wird zum Ministerpräsidenten gewählt und bildet am 13. eine SPD/USPD-Minderheitsregierung.

1921

März Der Mitteldeutsche Aufstand findet in Sachsen kaum Zuspruch.
11.10. Gründung der ersten NSDAP-Ortsgruppe in Zwickau.

1922

05.04. Der Landtag bestimmt den 1. Mai und den 9. November zu Feiertagen.
06.–
19.06.
Ein Volksbegehren der bürgerlichen Parteien auf Landtagsauflösung, das sich inhaltlich gegen die Einführung von 1. Mai und 9. November als Feiertage richtet, wird von 818.797 Stimmberechtigten unterstützt und ist damit erfolgreich; der Volksentscheid wird am 14.9. durch die Selbstauflösung des Landtags obsolet.
14.09. Auflösung des Landtages gegen die Stimmen der (V)SPD.
05.12. Die Landtagswahlen bringen bei Verlusten der DNVP und Gewinnen der KPD keine Veränderung der Machtkonstellation im Landtag. 
18.11. Verbot von öffentlichen Auftritten und Versammlungen der NSDAP; das Parteiverbot folgt im März 23.
Dez. Nach den Neuwahlen wird Max Winkler (SPD) Landtagspräsident für Julius Fräßdorf.
05.12. Wilhelm Buck (SPD) wird als Ministerpräsident wiedergewählt und führt die SPD/USPD-Minderheitsregierung fort.

1923

30.01. Der Landtag stimmt einem Misstrauensantrag der KPD gegen Innenminister Lipinski (SPD) mit den Stimmen von KPD und allen bürgerlichen Fraktionen zu. Das Ministerium Buck tritt zurück, bleibt aber geschäftsführend im Amt.
21.03. Erich Zeigner (SPD) wird von SPD und KPD zum Ministerpräsidenten gewählt und bildet eine SPD-Minderheitsregierung. Der Aufbau der Proletarischen Hundertschaften beginnt.
Mai Demonstrationen und Tumulte gegen Arbeitslosigkeit, Preissteigerungen und Hungersnot beginnen; Plünderungen und Arbeitsniederlegungen mehren sich.
16.06. In einer Rede in Niederplanitz kritisiert Ministerpräsident Zeigner (SPD) die Haltung der Reichsregierung im Ruhrkonflikt und warnt vor antidemokratischen Aktivitäten der Reichswehr.
28.06. Der Landtag lehnt einen Misstrauensantrag der bürgerlichen Opposition ab.
01.08. Inkrafttreten der neuen Gemeindeordnung, die am 12./13.7. beschlossen wurde.
09.09. Zum Schutz der jungen Republik gegen rechte Umsturzpläne versammeln sich in Dresden etwa 8000 Mitglieder sozialdemokratischer und kommunistischer Abwehrorganisationen.
26.09. Nachdem im Reich der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, überträgt Reichswehrminister Geßler die vollziehende Gewalt an General Müller; dieser geht schrittweise gegen die Arbeiterbewegung vor.
10.10. Eintritt der KPD in die Regierung.
13.10. Der Reichswehrbefehlshaber in Sachsen verbietet die proletarischen Kampfverbände (Proletarische Hundertschaften). Finanzminister Paul Böttcher (KPD) ruft zur Bewaffnung der Proletarischen Hundertschaften auf.
17.10. Der Landtag lehnt einen Misstrauensantrag der bürgerlichen Opposition ab.
18.10. Die rechtsgerichtete bayerische Regierung bricht die Beziehungen zur sächsischen Regierung ab.
20.10. Auf Weisung von Reichswehrminister Geßler rücken Reichswehrtruppen in Sachsen ein.
21.10. Die Chemnitzer Betriebsrätekonferenz beschließt, die Revolution einzuleiten.
29.10. Reichsexekution gegen Sachsen; Auflösung der Regierung und Einsetzung des früheren Ministerpräsidenten Heinze (DVP) als Reichskommissar (bis zum 1.11.23).
30.10. Rücktritt des Ministerium Zeigner.
31.10. Alfred Fellisch (SPD) wird mit den Stimmen von SPD und DDP zum Ministerpräsidenten gewählt und bildet am 1.11. eine SPD-Minderheitsregierung.
01.11. Die SPD verlangt ein schärferes Vorgehen der Reichsregierung gegen Bayern sowie die Einstellung der Maßnahmen gegen Sachsen.
14.12. Das Ministerium Fellisch tritt wegen eines Misstrauensantrages der DDP zurück, bleibt aber geschäftsführend im Amt.

1924

04.01. Max Heldt (SPD) mit den Stimmen von DDP, DVP und 25 SPD-Abgeordneten zum Ministerpräsidenten gewählt und bildet eine Regierung aus SPD, DDP und DVP.
06.01. Die Mehrheit des sächsischen SPD-Parteitages missbilligt das verhalten der Gruppe um Heldt und verlangt seinen Rücktritt sowie eine Landtagsauflösung; Beginn des sogenannten »Sachsenkonflikts« der SPD.
22.01. Gründung des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig.
24.01.– Frühj. 26 Insgesamt neun Anträge von Linkssozialisten, KPD und DNVP auf Landtagsauflösung werden abgelehnt.
29.03. Erich Zeigner (SPD) wird wegen Bestechlichkeit im Amt zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Mai Gründung des Roten Frontkämpferbundes in Sachsen.
09.07. Ein Vertrag des Freistaates mit dem vormaligen Königshaus der Wettiner klärt die Vermögensverhältnisse.

1925

Aufhebung des NSDAP-Verbotes.
Feb. Martha Schlag, MdL, wechselt von der KPD zur SPD.

1926

25.03. Ausschluss der Mehrheit der SPD-Fraktion (23 Abgeordnete) aus der Partei.
15.04. Spaltung der SPD-Landtagsfraktion; 23 Abgeordnete bilden die »alte sozialdemokratische Fraktion«. 18 Abgeordnete verbleiben in der SPD-Fraktion.
06.06. Gründung der Alten Sozialdemokratischen Partei Sachsens (ASPS), später ASPD.
31.10. Bei den Landtagswahlen erreicht die WP 10,1 %, die KPD verbessert sich um 4 %, während SPD, DDP, DVP und DNVP starke Einbußen erleiden und die ASPS hinter ihren Erwartungen zurückbleibt.
Ende 26/
Anf. 27
Mehrere Wahlgänge zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten zwischen Fleißner (SPD), Heldt (ASPS) und Krug von Nidda (DNVP) enden ergebnislos.

1927

11.01. Im 5. Wahlgang wählt der Landtag Max Heldt (ASPS) zum Ministerpräsidenten (durch ASPS, DDP, DVP, WP, Vrp und DNVP), der am übernächsten Tag eine Regierung aus ASPS, DDP, DVP und WP bildet, in die im Juli DNVP und Vrp eintreten.
07.12. Thüringen und Sachsen bereinigen in einem Staatsvertrag noch unklare Abschnitte der gemeinsamen Ländergrenzen.

1929

12.05. Die Landtagswahlen erbringen nur geringfügige Verschiebungen der Stimmenanteile. Die Wahlen werden auf Antrag der SPD später durch Gerichtsbeschluss annulliert (der SPD und nicht der ASPS hätte der erste Platz auf dem Wahlzettel zugestanden).
25.06. Wilhelm Bünger (DVP) wird (u.a. mit den Stimmen der NSDAP) gegen Fleißner (SPD) zum Ministerpräsidenten gewählt und bildet eine bürgerliche Regierung unter Einschluss der ASPD.

1930

18.02. Das Ministerium Bünger tritt nach einem Misstrauensantrag von NSDAP, SPD, KPD, DNVP und SLV zurück, bleibt aber geschäftsführend im Amt.
06.05. Wilhelm Schieck (DNVP) wird zum Ministerpräsidenten gewählt; Bildung eines Beamtenministeriums.
13.05. Das Ministerium Schieck tritt nach einem Misstrauensantrag von SPD, KPD und NSDAP zurück, bleibt aber geschäftsführend im Amt.
16.05. Eröffnung des Hygienemuseums in Dresden.
22.06. Bei Landtagsneuwahlen nach Selbstauflösung erreicht die NSDAP 14,4 %, während alle bürgerlichen Parteien Stimmenanteile verlieren.

1931

17.02. Die bürgerliche Landtagsmehrheit verbannt das Buch »Im Westen nichts Neues« aus den Schulen.
Mai Bei den Landwirtschaftskammerwahlen erzielt die NSDAP die absolute Mehrheit.

1932

Anf. Volksbegehren zur Landtagsauflösung auf Initiative der KPD, unterstützt von NSDAP, DNVP und SLV, erfolgreich.
23.02. Die Beisetzung des letzten sächsischen Königs August III. in Dresden wird von Hunderttausenden begleitet.
17.04. Der Volksentscheid zur Landtagsauflösung scheitert mit 36 %.
29.06. Zusammenschluss der größten Automobilwerke Sachsens zur Auto-Union.
01.07. Selbstauflösung der ASPD; die Mehrheit der Mitglieder kehrt in die SPD zurück.
   Auflösung der Kreishauptmannschaft Bautzen, die der Kreishauptmannschaft Dresden eingegliedert wird.

1933

21.02. Letzte reguläre Sitzung des sächsischen Landtages.
28.02. Die gewählte sächsische Regierung wird auf der Grundlage der »Verordnung zum Schutz von Volk und Staat« abgesetzt.
10.03. Einsetzung des Reichskommissars von Killinger (NSDAP).
04.04. Verordnung zur Neubildung des Landtags aufgrund des »Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich« nach dem Ergebnis der Reichstagswahl vom 5.3.
16.05. Martin Mutschmann (NSDAP) wird Reichsstatthalter in Sachsen, der am folgenden Tag eine neue Regierung unter Ministerpräsident von Killinger (NSDAP) einsetzt.
16.05. Konstituierende Sitzung des neugebildeten Landtags.
23.05. Der Landtag verabschiedet ein Ermächtigungsgesetz für Sachsen mit den Stimmen von NSDAP, DNVP, DVP, DStP und CSVd gegen die der verbliebenen sechs SPD-Abgeordneten.
22.08. Letzte Sitzung des Landtags.
14.10. Durch die Auflösung des Reichstags wird automatisch auch der Landtag aufgelöst; eine Neubildung erfolgt nicht mehr.

Quelle: Szejnmann 2000, S. 146ff.

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