Das Land Thüringen
Ereignisse 1918–1933

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Literatur

1918
08.12. Gründung des Landesverbandes Thüringen der DDP unter Einbeziehung des größten Teils der Nationalliberalen, Vorsitzender Prof. Gerland.
10.12. Konferenz der Arbeiter- und Soldatenräte des 36. Reichstagswahlkreises (zur Nationalversammlung) in Erfurt unter Einbeziehung der Übergangsregierungen. Bildung eines Ausschusses aller thüringischer Staaten und des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt (12 Mitglieder unter dem Vorsitz von Albert Rudolph).
23.12. Konstituierung des 12er-Rates. Dieser unterliegt aber letztlich den Souveränitätsansprüchen der Staatsregierungen und Landtage.
1919
19.03. Ende des Mitteldeutschen Generalstreiks, der sich seit Ende Februar vom Raum Halle-Merseburg auch auf Thüringen ausgedehnt hatte. Dem Streik schlossen sich, mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe, die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter an. Sie forderten unter anderem das Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe.
24./
25.03.
1. Verwaltungskonferenz der Thüringer Staaten in Weimar. Einigung der Regierungsvertreter, die »großthüringische« Lösung (d.h. Einbeziehung des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt) zu verfolgen. Die Regierung von Sachsen-Weimar-Eisenach erhält den Auftrag, einen Verfassungsentwurf zu erarbeiten.
April Abschlussbericht des 12er-Rates.
12.04. Walter Gropius wird Direktor der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule in Weimar, die er später im Staatlichen Bauhaus integriert.
18.04. Beratung der Landtagspräsidenten der thüringischen Staaten in Jena. Diese befürworten die Gründung einer »Thüringer Verwaltungsgemeinschaft« nach reußischem Vorbild.
28.04. Die Tagung der thüringisch-preußischen Staatsministerkonferenz endet ergebnislos.
29.04. Auf einer weiteren Tagung der Landtagspräsidenten in Gera wird ein von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages allgemein gebilligt.
19.05. Arnold Paulssen legt der Verwaltungskonferenz der thüringischen Staaten den Entwurf eines Staatsvertrages zur Bildung einer Thüringer Staatengemeinschaft vor.
20.05. Sitzung der Landtagspräsidenten und Regierungsvertreter. Beratung über die Vorlage Brandensteins. Beschluss eines Vertrages über die Bildung der »Thüringer Gemeinschaft«.
14.07. 1. Sitzung des Thüringer Staatsrats. Arnold Paulssen (DDP, leitender Staatsminister in Sachsen-Weimar-Eisenach) zum Vorsitzenden und Arthur Hoffmann (SPD, Sachsen-Meiningen) zum Stellvertreter gewählt.
30.07. Beratungen der Thüringer Gemeinschaft und Preußens scheitern an der Forderung Preußens nach Gebietstausch.
Aug. Die preußischen Staats- und Kommunalbehörden bekräftigen ihre antithüringische Haltung. Ende des Großthüringenplans.
11.12. Das Staatsministerium von Sachsen-Meiningen legt dem Thüringer Volksrat eine Denkschrift mit Eintrittsbedingungen vor.
19.12. Der Volksrat stimmt den Bedingungen Sachsen-Meiningens zu.
1920
22.03. Reichspräsident Ebert ernennt Arnold Paulssen zum Reichskommissar für Thüringen, der vor allem den Konflikt mit Sachsen-Gotha bereinigen soll (bis 31.3.20).
April Reichsexekution gegen Sachsen-Gotha.
01.05. Gründung des Landes Thüringen per Reichsgesetz.
12.05. Der Volksrat verabschiedet die provisorische Verfassung des Landes Thüringen.
20.06. Bei den Landtagswahlen wird die USPD stärkste Partei vor Landbund und SPD.
31.07. Eine Regierungsbildung scheitert im Landtag, da weder SPD/USPD noch DVP/DNVP/Landbund eine Mehrheit haben. Ein Antrag der USPD auf Landtagsauflösung scheitert ebenfalls.
Sep. Spaltung der USPD-Fraktion im Landtag.
06.11. Austritt von vier USPD-Abgeordneten aus der Fraktion (Albin Tenner, Otto Geithner, Emil Höllein, Karl Leps). Diese treten später der KPD bei.
08.11. SPD und DDP einigen sich auf die Bildung eines Minderheitskabinetts.
10.11. Wahl des SPD/DDP-Minderheitskabinetts unter Ministerpräsident Arnold Paulssen (DDP) im Landtag, toleriert durch die USPD.
09.12. Der Landtag beschließt das »Gesetz über die Verwaltung der ehemaligen thüringischen Länder in der Übergangszeit (Übergangsgesetz)«, das den Abschluss des thüringer Verwaltungsaufbaus bis zum 1.4.22 vorsieht. Die ehemaligen Freistaaten werden in »Gebiete«, ihre Regierungen in »Gebietsregierungen« und ihre Landtage in »Gebietsvertretungen« umgewandelt. Später wird die offizielle Übergangsphase bis zum 1.4.23 verlängert.
1921
11.03. Annahme der Verfassung durch den Landtag.
April Der Landtag lehnt Anträge des Thüringer Landbunds auf Landtagsauflösung ab.
Ende
Juli
Selbstauflösung des Landtages.
11.09. Die SPD wird bei den Landtagswahlen stärkste Partei, die Linke erhält eine knappe Mehrheit.
20.09. SPD und USPD einigen sich auf ein gemeinsames Regierungsprogramm für Thüringen.
07.10. Wahl einer sozialistischen Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Frölich (SPD).
1922
11.03. Heftige Zusammenstöße zwischen Anhänger des Jungdeutschen Ordens und sozialistischen Demonstranten zu Beginn des »Deutschen Tages« in Gotha.
16.06. Der Landtag beschließt das »Gesetz über die Neuordnung der Kreise und Gemeinden (Kreiseinteilungsgesetz)«.
10.07. Der Landtag beschließt die neue Gemeinde- und Kreisordnung für Thüringen gegen 17 Stimmen.
15.07. Verbot der NSDAP in Thüringen.
01.10. Inkrafttreten der Kreisreform für Thüringen. Es entstehen neun (später zehn) Stadt- und 16 Landkreise.
1923
07.01. Gründung des Landesverbandes der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVFP) in Erfurt.
Feb. Misstrauensanträge der vereinigten Rechtsfraktion gegen Max Greil (SPD) und Karl Hermann (USPD) scheitern.
01.04. Alle Übergangsregelungen im Zusammenhang mit der Vereinigung zum Land Thüringen treten außer Kraft.
15.05. Angebot der Regierungsbeteiligung an die KPD. Diese wird von der KPD abgelehnt.
06.06. Die Verhandlungen zwischen SPD und KPD scheitern.
04.08. Die bürgerlichen Fraktionen stellen einen Misstrauensantrag gegen das Ministerium Fröhlich, dem sich die Kommunisten anschließen.
11.09. Rücktritt des Ministerium Fröhlich.
26.09. Beginn von Koalitionsverhandlungen von SPD und KPD.
16.10. Nachdem sich SPD und KPD auf ein gemeinsames Regierungsprogramm geeinigt haben, wählt der Landtag August Frölich (SPD) zum Ministerpräsidenten, der am 25. eine SPD/KPD-Regierung bildet.
29.10. Reichswehrtruppen rücken in Thüringen ein.
06.–
08.11.
Die Mehrzahl der thüringischen Städte wird durch Reichswehrtruppen besetzt.
12.11. Die Landesregierung veranlasst den Rücktritt der beiden kommunistischen Minister. Mit der Preisgabe der Koalition von SPD und KPD wird die drohende Absetzung der Landesregierung verhindert.
29.11. Der Versuch, das Staatsministerium durch Ergänzungswahlen im Landtag zu komplettieren, scheitert (ebenso am 30.11.23 und 7.12.23).
14.12. Selbstauflösung des Landtages auf Antrag der KPD.
1924
10.02. Der Ordnungsbund erhält bei den Landtagswahlen 48 % und verfehlt nur knapp die absolute Mehrheit im Landtag; die VVL erreicht 9,3 %, während die Linke 7,8 % einbüßt.
01.03. Der Landtag wählt das Ministerium Leutheußer (DVP), das auf Unterstützung durch die VVL, der auch NSDAP-Mitglieder angehören, angewiesen ist.
03.03. Aufhebung des NSDAP-Verbots.
Mai Gründung des Roten Frontkämpferbundes in Thüringen.
Juli Gründung der ersten Ortsgruppe des Roten Frontkämpferbundes in Schnett.
1925
März Gründung des NSDAP-Gaus Thüringen; Gauleiter wird der Schriftsteller Arthur Dinter, Geschäftsführer Fritz Sauckel.
01.04. Das Staatliche Bauhaus in Weimar löst sich aufgrund eines Beschlusses der konservativen Landesregierung in Thüringen auf und siedelt als kommunale Einrichtung nach Dessau über. Vorausgegangen sind Anfeindungen der Rechtspresse, die das Bauhaus als »kommunistische Zentrale sowjetischer Aufmachung« diffamierten.
1926
04.07. Die NSDAP hält in Weimar den ersten Reichsparteitag nach ihrer Neugründung ab. Thüringen ist eines der Länder, in denen Hitler kein Redeverbot hat.
1927
30.01. Bei den Landtagswahlen kann die SPD 8,5 % zulegen, die Linke verfehlt jedoch die Mehrheit.
30.04. Der Landtag wählt eine bürgerliche Minderheitsregierung unter Leutheußer (DVP).
07.12. Thüringen und Sachsen bereinigen in einem Staatsvertrag noch unklare Abschnitte der gemeinsamen Ländergrenzen.
1928
06.11. Karl Riedel (DVP) löst Richard Leutheußer (DVP) als Ministerpräsident ab, das Kabinett bleibt unverändert.
1929
07.05. Regierungsumbildung: neuer Ministerpräsident wird Arnold Paulssen (DDP).
08.12. Die NSDAP wird bei den Landtagswahlen mit 11,3 % drittstärkste Kraft hinter SPD und Landvolk; die KPD verliert 3,4 %, das bürgerliche Lager zersplittert.
1930
23.01. Der Landtag wählt Erwin Baum (Landbund) zum Ministerpräsidenten; in der Regierung sind außerdem DNVP, DVP und WP vertreten. Wilhelm Frick wird Minister für Inneres und Volksbildung und ist damit der erste nationalsozialistische Landesminister.
23.02. Der Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) verbietet die Lektüre des Antikriegsromans »Im Westen nichts Neues« von Erich Maria Remarque an allen thüringischen Schulen.
29.03. Der Landtag verabschiedet das vom Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) eingebrachte Ermächtigungsgesetz, das der Landesregierung weitgehende Vollmachten über die Neuorganisation von Staatseinrichtungen erteilt.
12.04. Der Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) erlässt eine Verfügung gegen die »Negerkultur«, mit der er gegen »fremdrassige Einflüsse« in der deutschen Kultur vorgehen will.
26.05. Reichsinnenminister Joseph Wirth (Zentrum) erhebt vor dem Staatsgerichtshof Anklage gegen das Land Thüringen wegen der Schulpolitik unter dem Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP). Frick hat nationalsozialistische Schulgebete eingeführt.
07.06. Erste Reichstagung des 1928/29 von Alfred Rosenberg mitbegründeten NS-Kampfbundes für deutsche Kultur in Weimar.
1931
13.03. Die Kritik der DVP im thüringischen Landtag an der rigorosen Politik von Wilhelm Frick (NSDAP) führt zum Bruch der 1930 geschlossenen Koalition mit der NSDAP.
01.04. Der Landtag nimmt mit den Stimmen der DVP einen Misstrauensantrag der SPD gegen den Innenminister Frick (NSDAP) an, der daraufhin zurücktritt.
22.04. Bildung einer neuen Landesregierung ohne Beteiligung der NSDAP.
19.04.–
02.05.
Ein Volksbegehren zur Landtagsauflösung auf Initiative der KPD scheitert am Quorum von 10 %.
1932
31.07. Bei den Landtagswahlen wird die NSDAP mit 42,5 % stärkste Kraft, auch die KPD gewinnt 5,6 %, während alle anderen Parteien z.T. deutlich verlieren.
26.08. Der Landtag wählt eine NSDAP/Landbund-Regierung unter Fritz Sauckel (NSDAP).
1933
31.01. Protestkundgebung gegen die Hitler-Regierung in Zeitz.
14.02. Der Landtag vertagt sich auf unbestimmte Zeit.
April Neubildung des Landtags aufgrund des »Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich« nach dem Ergebnis der Reichstagswahl vom 5.3.
01.05. Konstituierende Sitzung des neugebildeten Landtags. 
16.05. Der Landtag beschließt in seiner letzten Sitzung ein »Ermächtigungsgesetz« gegen die Stimmen der 11 anwesenden SPD-Abgeordneten.
14.10. Durch die Auflösung des Reichstags wird automatisch auch der Landtag aufgelöst; eine Neubildung erfolgt nicht mehr.

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